Jeder Autobesitzer kennt den Benzinverbrauch seines Fahrzeugs. Auch beim Kauf von Kühlschrank und sonstigen technischen Geräten ist es längst selbstverständlich, den Verbrauch der Energie zu checken. Mehr und mehr wird auch für bestehende Wohnungen und Häuser der Energieverbrauch kenntlich werden. Durch die EUGebäuderichtlinie sollen alle Mitgliedsstaaten verpflichtet werden, einen Energiepass für Gebäude einzuführen. So soll zukünftig jeder Gebäudeeigentümer beim Verkauf seiner Immobilie oder bei einem Mieterwechsel einen solchen Gebäude-Energiepass vorlegen. Dieser enthält grundlegende Aussagen über die energetische Qualität des Gebäudes und hilft dabei, die Höhe der zukünftigen Energie- bzw. Nebenkosten abzuschätzen.
Der Energiepass informiert Verbraucher objektiv, ermöglicht einen unkomplizierten Vergleich des energetischen Zustands von Gebäuden und zeigt Einsparpotenziale, also Modernisierungsmöglichkeiten auf. Auch der jährliche Energieverbrauch wird dargestellt. Vorteil für den Eigentümer: er weiß sein Haus energetisch einzuordnen, Verbesserungsmöglichkeiten sind ersichtlich.
Verbrauchs- oder bedarfsorientiert
Die Ausführungsbestimmungen und Richtlinien für den Energiepass wurden inzwischen ins Jahr 2007 verschoben. Viele Experten vertreten die Auffassung, dass der Bedarfsausweis nicht genauer ist als der Verbrauchsausweis. Die rechnerische Ermittlung des Energiebedarfs ist von vielen Hypothesen abhängig. 40 % und mehr Abweichung zwischen berechneten und tatsächlichen Werten sind dabei nicht unüblich. Für den Gebäudebestand kann schwerlich eine Aussage über mögliche Differenzen getroffen werden. Wenn keine exakte Kenntnis über die verwendeten Baustoffe, die Schichtdicken und die Anlagentechnik vorliegen, können Fehleinschätzungen auftreten.
Hauseigentümern bietet der Energiepass Anreize für die energetische Sanierung der eigenen vier Wände: Wer ein energiesparendes Haus hat, der muss weniger fürs Heizen bezahlen, und kann beim Verkauf mehr erlösen als für eine Energieschleuder.
Nachteil eines Verbrauchsausweises sei, so meinen die Gegner, dass das individuelle Wohnverhalten den Verbrauch nicht unerheblich beeinflussen kann. Das schlage gerade bei Gebäuden mit wenigen Wohneinheiten durch.
Unbestreitbar ist, dass das Wohnverhalten den Verbrauch beeinflusst. Trotzdem ist der Verbrauchsausweis – so die Befürworter – genauer und richtiger als der Bedarfsausweis: Die praktisch möglichen Auswirkungen des Nutzungsverhaltens auf den Verbrauch seien geringer als bei der Bedarfsermittlung zulässige Abweichungen. Die meisten Wohnungswirtschaftler setzen lt. Umfrageergebnissen auf den Verbrauchsenergieausweis. Derzeit ist angedacht, den Eigentümern und Vermietern in Zukunft eine Wahlmöglichkeit zwischen dem ingenieurtechnisch berechneten Energieausweis auf der Grundlage des Energiebedarfs "Bedarfspass" und dem Energieausweis auf der Grundlage des tatsächlichen Energieverbrauchs "Verbrauchspass" einzuräumen. Diese Option soll verhindern, dass auf Gebäudebesitzer bei einer Pflicht zum Bedarfspass eine Kostenlawine zukommt.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat in einem Feldversuch verschiedene Verfahren durchgespielt und geht von Richtpreisen ab 200 Euro für ein Einfamilien- und ab 300 Euro pro Pass für ein Mehrfamilienhaus aus.
Chance Altbausanierung
Der durchschnittliche Altbau benötigt, auf Heizöl umgerechnet, rd. 20 Liter im Jahr, um einen Quadratmeter Wohnfläche zu beheizen. Gebäude die vor 1978 gebaut wurden, machen etwa 70% des gesamten Gebäudebestandes aus, verbrauchen aber über 90% der für Gebäude in Deutschland insgesamt aufgewendeten Energie. Es besteht also ein erhebliches Energieeinsparpotenzial insbesondere im Altbaubereich. Allein in den neuen Bundesländern stehen momentan mehr als eine Million nicht marktfähige Wohnungen leer. Der Energiepass soll einen Anreiz zur energetisch sinnvollen Modernisierung und Sanierung von Immobilien auslösen.
Der mehrseitige Energiepass liefert in einem eigenen Abschnitt „Modernisierungs-Tipps“ konkrete Hinweise, wie die Schwachstellen beseitigt werden können, die für die genannten Wärmeverluste verantwortlich sind.
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